Das Metakonzept besteht aus viel Theorie, weil die Basis dafür "neue Sichtweisen" sind, die theoretisch schlüssig beschrieben werden. Diese neuen Sichtweisen können sich wie von selbst praktisch in den Alltag integrieren, je länger man sich mit ihnen auseinandersetzt und sie immer tiefer und vernetzter kennenlernt. Doch manchmal funktioniert diese praktische Umsetzung nicht so "automatisch" und sie benötigt ein paar Übungen.
Hier werden im Folgenden ein paar erste Übungen zur Verfügung gestellt, die gleichzeitig auch demonstrieren, was man mithilfe des NeuroSonanz- & Novosilienz-Metakonzepts möglicherweise bei sich selbst bewirken kann.
Wichtig: Da jeder Mensch anders und einzigartig ist, ist nicht garantiert, dass die Übungen positiv wirken. Bitte eigenverantwortlich so weit ausprobieren, wie es dir selbst gut tut.
Weitere "Kraftübungen" aus dem Metakonzept sind auf der folgenden Website zu finden: Empathie-Hotspot.de
Die Übungen auf dieser Seite:
- Positive Denk- und Fühl-Alternativen für das Gehirn
- Was passiert meinem Körper jetzt gerade?
- Einige konkrete Fühl-Alternativen
- Keine Schuldzuweisungen mehr
- ... und auch das gehört dazu
- Ich stehe nicht mehr zur Verfügung
- Stehst du mir für mein Ziel zur Verfügung?
... weitere Übungen werden folgen ...
Auch auf der folgenden Website sind Übungen zu finden: Lebensfreude-Projekt
Nur für alle Fälle: Solltest du dich durch eine der folgenden Übungen nicht besser, sondern etwas trauriger fühlen als vorher, dann könnte das ein Zeichen dafür sein, dass Tränen geweint werden wollen. Manchmal tut eine Übung so gut, dass gleich die unbewusste Trauer auftaucht, wie lange man in der Vergangenheit mit dem Schmerzvollen hat leben müssen. Und jetzt "darf es endlich vorbei sein" - und das kann Tränen auslösen. Oder die schmerzvolle Erinnerung will nachträglich noch emotional weiter verarbeitet werden.
Nimm dir Zeit dafür und sorge dafür, dass du nicht gestört wirst. Nur dann "weiß" der Körper, dass es Sinn macht, in den Tränenprozess einzusteigen. Hast du Zeit und wirst nicht gestört, dann kuschle dich irgendwo ein. Oder nimm ein Kissen intensiv und liebevoll in den Arm. Dadurch kannst du die Tränen möglicherweise anregen, in den Fluss zu kommen.
Kommen Bilder aus der Vergangenheit, dann sorge dafür, dass am Ende deines Tränenprozesses positive Bilder kommen, wie schön es gewesen wäre, wenn ... (und hier malst du dir aus, wie es damals wirklich schön und gelöst gewesen wäre). Das könnte die Tränen noch einmal verstärken, sorgt aber dafür, dass der Tränenprozess mit schönen Vorstellungen endet, wenn die Tränen ausgeweint sind (siehe dazu auch die positiven Denk-Alternativen in der nächsten Übung).
Sind die Tränen geflossen, bis "nichts mehr kommt", dann könnte es dir möglicherweise hinterher besser gehen. Oder es kommen erst einmal Kopfschmerzen, dann geht es dir am nächsten Tag besser, nachdem das Gehirn den Emotionsausdruck durch Schlaf verarbeiten konnte. Hast du aber jetzt schon Zeit, dann mache es wie die Kinder: Schlafe nach dem Weinen.
Oft geht es einem danach wesentlich besser und man spürt eine neue Freiheit im Gefühl. Manchmal meldet sich aber am nächsten Tag gleich ein neuer Schmerz. Denn nun ist das Gehirn frei, das bisherige Thema ist verarbeitet, du hast eine Nacht darüber geschlafen und dein Körper spürt: Jetzt kann das nächste Thema kommen. Dann fällt dir eine nächste Situation ein, die deine Gefühle unangenehm beeinflusst und die verarbeitet werden "will". Du kannst es auf später verschieben - oder dich gleich darum kümmern, wenn du Zeit haben solltest ...
Weitere Tipps, Informationen, Hintergründe und Zusammenhänge über das Weinen findest du hier in diesem kostenfreien E-Book (PDF-Datei): Der Mann, der sich glücklich weinte.
In allen Therapie- und Coaching-Sitzungen gibt es einen "Grundwirkstoff", mit dem bewusst oder unbewusst gearbeitet wird: positive Denk- und Fühl-Alternativen für das Gehirn. Die Erhöhung der positiven Wahlmöglichkeiten in unserem Nervensystem.
Durchweg wird die Erfahrung gemacht und immer wieder durch Studien bestätigt: Jeder von uns hat schmerzvolle Situationen erlebt und hat dementsprechend schmerzvolle Erinnerungen an diese vergangenen Situationen. Erinnern wir uns in der Gegenwart wieder, dann fühlen wir uns meistens unwohl dabei. Wenn wir nun unserem Gehirn positive Gedanken oder angenehme Körpergefühle anbieten und diese mit den schmerzvollen Erinnerungen intensiv verknüpfen (wie man das verknüpfen kann, siehe dazu die Beschreibungen hier unten), dann entstehen für das Gehirn mehrere Wahlmöglichkeiten. Daher "sucht" sich das Gehirn aufgrund seines Wunsches nach Energieeinsparungen den angenehmsten Weg. Das bedeutet: Das Gehirn wählt automatisch den Weg des Positiven. Die Folge: Uns geht es allmählich besser beim Erinnern. Voraussetzung: Das Gehirn hat direkte positive Wahlmöglichkeiten!
Beispiele: Ich hatte einen Albtraum, in dem ich mit dem Auto auf der Autobahn direkt auf einen Brückenpfeiler zufuhr - ohne die Richtung ändern zu können. Es war klar: Gleich knalle ich dagegen!! Kurz vorher wachte ich auf und erlebte mich und meinen Körper in einer extremen Schutzhaltung. Ich war komplett angespannt, weil ich ja gleich gegen diesen Brückenpfeiler knallen würde. Diese Anspannung wollte nicht aufhören, denn ich "lebte" immer noch in dieser Gefahr. Ich fragte mich, wie ich mich entspannen könnte. Mein Weg war, dass ich mir im Wachzustand vorstellte, nun wirklich gegen diesen Brückenpfeiler zu knallen. Ich "vollendete" also den Traum und stellte mir genau das Schlimmste vor, vor dem mein Körper sich gerade schützt. Ich knallte wieder und wieder gegen den Brückenpfeiler. UND ich machte gleichzeitig körperlich die Erfahrung, dass mir nichts passierte. Denn ich lag ja im Bett. Während ich mir immer wieder das Schlimmste vorstellte und parallel dazu die Erfahrung in der Gegenwart machte, dass meinem Körper nichts passierte und dass ich ja im Bett lag, verknüpften sich beide Situationen miteinander. Die Situation des imaginierten Unfalls mit der Situation, unversehrt im Bett zu liegen. Mein Gehirn wählte den angenehmen Zustand - und so entspannte sich mein Körper allmählich. Am Ende konnte ich mir den Unfall vorstellen, ohne dass er noch irgendeine emotionale Auswirkung auf mich hatte.
Wenn wir vergangene schmerzhafte Erlebnisse mit positiven Denk- und Fühl-Alternativen (egal ob real oder fiktiv) verknüpfen (ohne dabei das Schmerzhafte "auszublenden" oder zu "verdrängen"), wählt unser Gehirn allmählich den angenehmeren Weg.
Dies erleben wir beispielsweise auch, wenn wir eine traumatische Situation in unserer Vergangenheit einem einfühlsamen Menschen in der Gegenwart erzählen und dabei die Erfahrung machen, dass uns nichts mehr passiert und dass wir nicht verurteilt werden. Ganz im Gegenteil: Unser Gegenüber hört uns verständnisvoll zu, ist "auf unserer Seite", weil er unsere Reaktion auf das Ereignis sehr gut nachvollziehen kann und weil er bereit ist, uns dabei zu unterstützen, dieses Ereignis optimal zu verarbeiten. Allein dieses Erlebnis mit einem Menschen, der auf unserer Seite steht und uns unterstützen möchte (egal mit welcher Technik), ist eine positive Erlebnis-Alternative für unser Gehirn. In Zukunft erinnern wir uns nicht mehr allein an diese traumatische Situation, sondern wir können uns ab sofort auch daran erinnern, diese traumatische Situation einem einfühlsamen Menschen erzählt zu haben und Unterstützung bekommen zu haben. Das ist eine wesentlich entspannendere Denk- und Fühl-Alternative für unser Gehirn, so dass es uns allmählich immer besser geht.
Eine noch ausführlichere Erklärung dieses Phänomens der Positiven Denk-Alternativen findet du HIER (Website "Lebensfreude-Projekt").
Mein Beispiel aus der vorigen Übung (Positive Denk- und Fühl-Alternativen für das Gehirn) mit dem Albtraum, in welchem ich mit dem Auto direkt auf einen Brückenpfeiler zufuhr, kannst du auch noch anders verwenden.
Beispiel: Ich wurde in meiner Kindheit ein einziges Mal von meinem Vater sehr hart bestraft. Körperlich wie emotional. Er hatte herausbekommen, dass ich meine Eltern angelogen hatte, wurde äußerst wütend, zog mich ins Bad, befahl mir, dass ich meine Hose runterziehen und mich vorbeugen solle, und schlug mir laut schimpfend auf den nackten Po.
Die Übung geht nun wie folgt:
Ich stelle mir diese Szene vor, höre meinen aggressiv schreienden Vater, fühle die Schläge und spüre dabei den Stress meiner Erinnerung. Dann frage ich mich: "Was passiert meinem Körper jetzt gerade?" Um diese Frage beantworten zu können, schaue ich in der Gegenwart im Zimmer umher und spüre meinen Körper. Die Antwort lautet: "Nichts", und ich fühle meine Erleichterung. Dann konzentriere ich mich wieder auf die Erinnerung der Strafe von meinem Vater in der Vergangenheit - und frage mich dann wieder: "Was passiert meinem Körper jetzt gerade?" Ich schaue in der Gegenwart im Zimmer umher und spüre meinen Körper. Antwort: "Nichts".
Dies mache ich mehrfach geduldig, bis mein Stressgefühl der Erinnerung allmählich nachgelassen hat und entweder komplett verschwunden ist oder nur noch gering ist.
Ich habe durch diese Übung die Stress-Situation mit der aktuellen Gegenwart, in der mir nichts passiert, direkt verknüpft. Mein Gehirn erhält durch diese Verknüpfung eine neue Wahlmöglichkeit - und entscheidet sich für das Angenehmere. Deshalb fühle ich mich auch allmählich besser. Nachhaltig.
Diese Übung kann ich noch wie folgt ergänzen (siehe dazu die Übung weiter unten "Keine Schuldzuweisungen mehr"):
Nachdem ich festgestellt habe, dass meinem Körper in der Gegenwart nichts passiert, stelle ich mir wieder meinen Vater vor und gleichzeitig von mir aus gesehen links neben ihm die "gelöste Version" meines Vaters. Mein realer Vater schlägt mich und schimpft mit mir darüber, was ich falsch gemacht habe. Und der fiktive gelöste Vater sagt zu mir: "Aber du kannst nichts für mein strafendes Verhalten und auch nichts für meine Wertungen."
Dann frage ich mich wieder: "Was passiert meinem Körper jetzt gerade?" Erleichternde Antwort: "Nichts".
Die Folge dieser Übung: Ich habe beim Erinnern kaum noch Stress. Stattdessen spüre ich Mitgefühl mit meinem Vater, der sich mir gegenüber so aggressiv und distanziert verhalten muss.
Ich trage mir in meinen Terminkalender ein, dass ich am nächsten Tag diese Übung noch einmal machen will.
Auf diese Weise können wir ebenso stressende Erinnerungen allmählich entstressen.
Die positiven Verknüpfungen im Gehirn können auch wie folgt funktionieren:
Aktiviere in deinem Gehirn den gestressten Bereich, indem du an die vergangene Situation denkst, die in dir Stress auslöst. Wenn du dich nicht mehr an eine konkrete Situation erinnern kannst, dann kannst du dir auch eine Situation kreieren, die einen schlimmen Stress in dir auslösen würde.
Und nun kannst du eine positive Verknüpfung erschaffen und damit deinem Gehirn neue Wahlmöglichkeiten bezüglich dieser Stress-Situation zur Verfügung stellen, indem du wahlweise
- in flottem Tempo spazieren gehst, während du an diese Situation denkst.
- Sport machst, während du an diese Situation denkst.
- immer wieder über längere Zeit dein Gesicht mit beiden Händen ausstreichst, dir über den Kopf streichelst, deinen gesamten Körper mit deinen Händen ausstreichst, z. B. mit den Händen beide Arme gleichzeitig (über Kreuz) bis zu den Händen herunterfahren, die Beine von oben nach unten herunterstreichen, und was dir sonst noch so einfällt, wie du deinen Körper berühren, streicheln, liebhaben möchtest (siehe auch die Havening-Techniken).
- an verschiedenen Stellen des Körpers mit deinen Fingerspitzen klopfst (z. B. wie bei der EFT), während du an diese Situation denkst.
- zu deiner Lieblingsmusik tanzt, während du an diese Situation denkst.
- deine Augen hin und her bewegst - oder rauf und runter - oder mit ihnen eine liegende Acht fährst (z. B. wie bei der Methode EMDR), während du an diese Situation denkst.
- Überkreuz-Bewegungen durchführst, während du an diese Situation denkst.
- dein Lieblingslied singst, während du an diese Situation denkst.
- ... fällt dir noch mehr ein, was du am liebsten machen möchtest und was dir guttut?
Gehe davon aus, dass die Wirkung nicht in wenigen Sekunden eintritt, sondern erst allmählich. Beobachte bei dir selbst, wie genau die Veränderung abläuft.
Experimentiere auf diese Weise selbst mit deinen Gefühlen und probiere aus, wie du durch Verknüpfungen von positiven Erlebnissen mit den stressigen Gedanken/Erinnerungen dich selbstständig optimal dauerhaft entstressen kannst.
Solltest du durch eine dieser Übungen trauriger werden, dann steige in dieses Gefühl ein und lasse deine Tränen vollständig fließen (siehe dazu hier oben die allererste Übung mit den Tränen).
Das Metakonzept kann schlüssig darlegen, dass wir unser Leben in allen Bereichen wesentlich angenehmer und mindestens genauso zielstrebig leben können, wenn wir überall die Schuldzuweisungen streichen und stattdessen "zielbezogene Wertungen" aussprechen.
Schuldzuweisungen werden meistens benutzt, um sich besser durchsetzen zu können. Doch wenn man sich unbedingt durchsetzen muss, geht es auch ohne Schuldzuweisung und wesentlich transparenter ...
Kannst du visualisieren? Dir etwas in Gedanken vorstellen?
Wenn nicht, dann kannst Du dir folgende Szene auch mit Figuren (Playmobil?) vorspielen.
Erinnere dich daran, wie du in deiner Kindheit von einem Erwachsenen bewertet wurdest.
Beispiel: Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich auf einer Fähre nach Dänemark einmal an einem Glücksspielautomaten spielen durfte und gewonnen habe. Es kamen unten ganz viele Spielmünzen aus dem Automaten. Glücklich steckte ich die Münzen in meine Tasche. Die Erwachsenen sagten mir, dass man diese Münzen an der Kasse gegen echtes Geld eintauschen müsse. Ich wollte das aber nicht. Die Erwachsenen drängelten mich, aber ich bliebt klar darin, dass ich das nicht wollte. Ich fand die Münzen so toll. Dann legte die Fähre an und wir standen am Ausgang und warteten darauf, dass die Ausgangstüren sich öffnen würden. Auf einmal wollte ich doch noch die Münzen umtauschen, doch die Erwachsenen sagten mir: "Jetzt hat die Kasse geschlossen. Du bist selbst schuld, dass du deine Münzen nicht mehr umtauschen kannst!" Sie wollten, dass ich aus der Situation lerne. Und vielleicht wollten sie sich auch ein bisschen "rächen", weil sie sich vorher mir gegenüber nicht durchsetzen konnten mit ihrem hilfreichen Hinweis an mich. Deswegen: "Du bist selbst schuld, dass ..." Das hat mir sehr weh getan.
Die zielbezogene Wertung würde in dieser Situation lauten: "Die Frau an der Kasse hat ihre Kasse geschlossen. Sie will jetzt auch vom Schiff gehen, so wie wir. Deswegen passt Dein Wunsch, die Münzen noch umtauschen zu wollen, leider nicht zu dem Ziel dieser Frau, vom Schiff zu gehen. Schade."
Aus dieser Situation hätte ich genauso gelernt - nur ohne den Schmerz der persönlichen Schuldzuweisung, die sich "gegen mich" gerichtet hatte, weil ich etwas "falsch" gemacht hatte.
Suche dir eine eigene Situation in deiner Kindheit, in der Erwachsene dich bewertet haben. Diese Erwachsenen haben ihre Bewertungen so begründet: "Du hast einen Fehler gemacht. Und deswegen muss ich dich jetzt negativ bewerten." Hier wurde dir indirekt eine Schuld für die Bewertung der Erwachsenen zugewiesen. Weil DU etwas falsch gemacht hast, bist DU schuld an der negativen Bewertung.
Wenn du eine Situation gefunden hast, die hier meinen Beschreibungen ähnlich ist, dann erinnere dich nun daran, wie es sich für dich angefühlt hat, dass ein Erwachsener das zu dir gesagt hat.
Und nun stell dir eine "liebevolle gelöste Version" dieses Erwachsenen vor. Stell dir vor, wie dieser Erwachsene mit respektvollem und würdevollem Verhalten gewesen wäre. Wenn dir das schwer fällt, dann stell dir vielleicht das gelöste "Höhere Selbst" dieses Menschen vor, das aus diesem Menschen heraustritt und sich von dir aus gesehen links neben diesen Menschen stellt (auf die "übergeordnete" Position). Stell dir also irgendetwas vor, was sich für dich richtig gut anfühlt und was du dir ganz leicht vorstellen kannst.
Du siehst also nun den realen Erwachsenen vor deinem inneren Auge und links daneben eine gelöste Version dieses Erwachsenen. Nachdem nun dieser reale Erwachsene zu dir gesagt hat: "Du hast dich falsch verhalten und deshalb muss ich dich nun negativ bewerten!" stellst du dir vor, wie der gelöste (übergeordnete) Erwachsene etwas ergänzt und zu dir sagt: "Du kannst aber nichts für meine Bewertung. Weil ich eine eigene Vorstellung oder einen bestimmten Wunsch habe, messe ich dein Verhalten an meiner eigenen Vorstellung. Zu dieser Vorstellung passt dein Verhalten leider nicht. Deswegen bewerte ich es als nicht passend. Aber für meine Vorstellungen und für meine Bewertungen kannst du nichts. Dafür trage ich allein die Verantwortung."
Es genügt auch, wenn du den Wortwechsel abkürzt. Ich habe es eben ausführlich gestaltet, damit du es gut nachvollziehen kannst. Die kurze Fassung ist:
Realer Erwachsener: "Du hast dich falsch verhalten und deswegen bewerte ich dich negativ!"
Gelöster Erwachsener: "Aber du kannst nichts für meine Bewertung."
Wie fühlt sich diese Vorstellung für dich an?
Ich bin mir sicher, dass die meisten Menschen sich durch die Aussage "Du kannst nichts für meine Bewertung" entlastet fühlen.
Das kannst du nun deinem Gehirn als positive Denk-Alternative anbieten. Trainiere dein Gehirn. Stelle dir immer wieder Situationen vor, in denen andere Menschen dich negativ bewertet haben, stelle dir dann die "gelöste Version dieses Menschen" links neben ihm vor und höre ihn liebevoll sagen: "Du kannst aber nichts für meine Bewertung."
Meiner Erfahrung nach ist die Wirkung intensiver, wenn wir uns wirklich so einen gelösten Menschen vorstellen, der uns sagt, dass wir nichts für seine Bewertung können, anstatt dass wir selbst sagen: "Ich kann nichts für deine Bewertung." Dieser Satz von uns enthält noch ein Konfliktpotenzial, denn unser Gegenüber könnte wieder reagieren mit: "Doch!" Sagt aber seine eigene gelöste Version liebevoll zu uns: "Du kannst nichts für meine Bewertung", könnte es sich für uns wesentlich entspannender anfühlen.
Je öfter wir uns so etwas vorstellen, umso mehr sucht sich unser Gehirn diese entspannte Version und wir können uns Schritt für Schritt entstressen.
Erlebst du eine Situation im Alltag, in der dich ein anderer Mensch bewertet, dann hast du nun die Fähigkeit, dir in Gedanken vorzustellen, wie aus diesem Menschen eine gelöste Version seiner Person herausschlüpft, sich von dir aus gesehen links neben ihn stellt (übergeordnet) und dir liebevoll sagt: "Aber du kannst nichts für meine Bewertung."
Ich übertrage diesen Zusammenhang einmal in eine Situation in unserem Erwachsenenleben, in der "Schuld" offiziell vorkommt: eine Gerichtsverhandlung.
Aufgrund der erdrückenden Beweise hält die Richterin den Angeklagten für schuldig und formuliert es auch so.
Mit einer zielbezogenen Wertung kann man es anders formulieren. Das Ergebnis ist dasselbe: "Aufgrund der vorliegenden Beweise entscheide ich, dass Ihr Handeln gegen das Gesetz (xyz) verstoßen hat. Ihr Handeln passt nicht zu diesem Gesetz. Aus diesem Grund kommen nun folgende Konsequenzen auf Sie zu ..." Ergänzen könnte man noch: "Für Ihr Handeln tragen Sie selbst die volle Verantwortung. Für das Gesetz, zu dem Ihr Handeln offensichtlich nicht passt, und für die Konsequenzen, die ich Ihnen nun auferlege, können Sie nichts."
Auf diese Weise können Konsequenzen genauso klar durchgesetzt werden. Allein die persönlich angreifende Schuldzuweisung fällt weg.
Würde in der Politik ausnahmslos die Zielbezogene Wertung angewendet werden, dann würden keine Politiker:innen mehr gegen die Vorstellungen anderer Politiker:innen und Parteien schimpfen (und Schuld zuweisen), sondern man würde klar seine eigenen Ziele, Wünsche, Absichten auf den Tisch legen und lediglich klar darlegen, dass die Vorstellungen anderer Politiker:innen nicht zu diesen Zielen, Wünschen, Absichten passen und warum sie nicht passen. Diese Form der Profilierung wäre viel zielführender und klarer für die Wähler:innen, weil immer die eigenen Ziele dabei im Mittelpunkt stehen - und nicht die "falschen Ziele" der anderen.
Nimm dir vor, einen Tag lang immer wieder in deiner Vorstellung auf alle Situationen zu reagieren mit dem Gedanken: "... und auch das gehört jetzt dazu." Wie fühlst du dich damit?
Solltest du durch diesen Satz an einen inneren Widerstand gelangen und deutlich spüren, dass du zu einer Situation nicht denken/sagen willst, dass sie jetzt auch dazugehört, dann gehört das auch dazu. Das heißt: Dein Widerstand gehört auch dazu. Es gehört dazu, dass du hier eine klare Grenze setzt und einer Sache nicht zustimmst.
Ich erlebe mit diesem Satz, dass ich in den meisten Fällen mein Leben wieder "in den Fluss" bringe, in den "Flow". Oft bleiben wir aufgrund eines inneren Kampfes stecken, in dem wir uns gegen etwas gewendet haben. Wenn uns dann wieder einfällt denken zu können: "... und auch das gehört jetzt dazu", dann ändert sich etwas. Wir öffnen uns und es kann weitergehen. Oder wir bekommen die Klarheit, an dieser Stelle eine klare Grenze setzen zu wollen und etwas als "nicht-dazugehörig" zu benennen. Dann können wir sagen: "Auch meine klare Grenze gehört jetzt dazu."
Diese Übung entspricht der "Alles-Spieler-Rolle" aus dem NeuroSonanz-Modell.
Hier findest du diese Übung in einem Video erklärt - mit einem Tipp, wie du dich im Alltag an diesen Satz leichter erinnerst (Youtube, 19 Minuten): N&N-Metakonzept Übung 1 "... und auch das gehört dazu."
Hast du im Alltag das Gefühl, dich ungewollt in der "Mitspieler-Rolle" zu befinden, dann kannst du durch diesen Satz: "Ich stehe nicht mehr zur Verfügung", in die "Nicht-Spieler-Rolle" wechseln. Wenn du dich dann anschließend auf deine eigenen Ziele konzentrierst (in die "Spieler-Rolle" wechseln durch die Fragen: "Wie will ich es jetzt? Was will ich?"), dann bist du komplett aus der Mitspieler-Rolle raus. Das bedeutet, dass deine Aufmerksamkeit nicht mehr auf dem anderen Menschen liegt, sondern sich wieder auf dich selbst lenkt. Dieser Rollenwechsel (man kann auch sagen: Änderung deiner Aufmerksamkeitsfokussierung) führt zu neuen und angenehmeren Gefühlen, vorausgesetzt die Ziele, auf die du dich konzentrierst, sind angenehmere Ziele, als die Ziele, Wünsche oder Bedürfnisse des anderen Menschen, dem du zur Verfügung gestanden hattest.
Du kannst diese Entscheidung (nicht mehr zur Verfügung zu stehen) auch auf kleinere Bereiche anwenden, z. B.:
"Für diesen Stress stehe ich nicht mehr zur Verfügung."
"Für diese Schuldzuweisung stehe ich nicht zur Verfügung."
"Für diese Bewertungen stehe ich nicht zur Verfügung."
"Für diese Regeln stehe ich nicht zur Verfügung."
"Für deine Wünsche stehe ich leider nicht zur Verfügung."
Spreche diese Sätze aus oder denke sie einfach nur und beobachte, wie du dich danach fühlst. Es dürfte ein Erleichterungsgefühl entstehen, wenn das, dem du nicht mehr zur Verfügung stehst, belastend war. Fühlst du dich damit aber auf irgendeine Weise verbunden, könnte auch ein Verlustgefühl oder eine Traurigkeit entstehen. Hier kannst du noch besser unterscheiden: "Dem Schmerzlichen stehe ich nicht mehr zur Verfügung. Mit dem Übrigen fühle ich mich weiterhin verbunden."
Manchmal stehen wir auch unbewusst zur Verfügung. Wir rutschen in die "Mitspieler-Rolle", sobald wir uns auf die Ziele, Wünsche, Bedürfnisse, Visionen, Vorstellungen, Bewertungen anderer Menschen konzentrieren. Dies geschieht schon allein, wenn wir Angst davor haben, wie möglicherweise ein anderer Mensch auf uns reagieren wird. Diese Angst führt dazu, dass wir vermehrt auf den anderen Menschen und seine Vorstellungen schauen. Dann befinden wir uns in der Mitspieler-Rolle - und es entsteht ein "natürliches Unsicherheitsgefühl". Denn wir können ja aufgrund unserer unterschiedlichen Persönlichkeiten, Perspektiven und Gehirne niemals genau wissen, wie ein anderer Mensch denkt, was er will und wie er bewertet.
Schon allein unsere Frage: "Was soll ich nur tun?" ist eine Frage, die uns in die Mitspieler-Rolle bringt und uns von uns selbst entfernt. Denn wir fragen indirekt danach, was uns ein anderer Mensch sagen wird, was wir tun "sollen". Unsere Aufmerksamkeit wird auf andere gelenkt.
Stelle stattdessen die Frage: "Was will ich tun?", und spüre den Unterschied dieser beiden Fragen.
Hier findest du ein ganzes Buch über den Satz (im Olaf Jacobsen Shop): Ich stehe nicht mehr zur Verfügung.
Wenn du dich im Straßenverkehr bewegst und eine andere Verkehrsteilnehmerin beobachtest, dann frage in Gedanken die andere Person: "Stehst du mir für mein Ziel, die Verkehrsregeln einzuhalten, zur Verfügung?" Wenn du dann beobachtest, dass die andere Person sich korrekt verhält, also z. B. bei Rot wartet, dir Vorfahrt gibt, bei Grün zügig weiterfährt, beim Abbiegen anderen Vorfahrt lässt usw., dann reagiere auf deine Beobachtung mit dem Gedanken: "Danke!"
Solltest du einmal tatsächlich beobachten, dass sich jemand nicht an die Verkehrsregeln hält, dann stand er dir für dein Ziel nicht zur Verfügung. In dem Fall reagiere mit dem Gedanken: "Schade."
Beobachte, was diese Übung in dir für Gefühle auslöst, wenn du sie während einer ganzen Autofahrt / Fahrradfahrt o.ä. ausführst - bis du angekommen bist.
Übe es immer mal wieder im Straßenverkehr. Vielleicht machst du es dir bei jeder Fahrt zur Gewohnheit. Und dann schaue, ob es sich wie von selbst auf andere Alltagssituationen überträgt.
Diese Übung unterstützt die Sichtweise, dass du eigene Ziele verfolgst und dadurch in der "Spieler-Rolle" bist. Und alle anderen Menschen folgen ihren eigenen Zielen. Du kannst nicht "erwarten", dass andere Menschen dir "automatisch" für deine Ziele zur Verfügung stehen. Deswegen zu allererst die Frage: "Stehst du mir für mein Ziel zur Verfügung?" Und dann lässt du es deinem Gegenüber frei, deine Frage mit "ja" oder mit "nein" zu beantworten. Bei "ja" freust du dich. Bei nein drückst du lediglich dein Bedauern aus: "Schade" (für das dir der andere aber auch nicht zur Verfügung stehen "muss", d.h. er "muss" dein "Schade" nicht hören).
... weitere Übungen werden folgen ...
Auch auf der folgenden Website sind Übungen zu finden: Lebensfreude-Projekt
Zum weiteren Kennenlernen des Metakonzepts siehe die Schritt-für-Schritt-Anleitung.